Wenn Sandra nicht gewesen wäre …

von Redaktion Diakonie

Zur richtigen Zeit am richtigen Ort

Greifswald-Neuenkirchen, 19. August: „Ein Sonntag, den ich so schnell nicht vergessen werde“, meint Sandra, Krankenschwester bei der Sozialstation Greifswald.

Was war geschehen? Als sie an diesem Morgen pünktlich beim Klienten W. vorbeischauen will, hatte sie noch keine Ahnung, was sie erwarten wird. „Mein Mann hat sich verschluckt und reagiert nicht mehr“, empfängt sie die Ehefrau. Ihr Mann bekam beim Frühstück ein Brötchenstück in die Luftröhre, saß nun auf dem Stuhl, das Gesicht ganz weiß und zeigte keine Reaktion. Die Pupillen waren starr. Sandra kontrolliert den Puls. Keine Anzeichen. Blutdruck ebenfalls nicht messbar. Es geht dann alles unheimlich schnell. Sandra zieht den alten Mann auf den Fußboden und beginnt mit der Herz-Druck-Massage. Zwei, drei Minuten vergehen. Dann kommt auf einmal ein Atemzug. „Ich kann das gar nicht beschreiben, das war so ein Glücksgefühl“, sagt Sandra und kämpft mit den Tränen. „Er lebt wieder“, ruft sie erleichtert der Ehefrau zu, ohne mit der Herz-Druck-Massage aufzuhören.

Das Brötchenstück ist heraus, doch noch zeigt der Mann immer noch keine Reaktionen. Auf einmal macht er die Augen auf. Sandra bringt ihn in die stabile Seitenlage, dass die Atemwege frei sind, fühlt den Puls, misst den Blutdruck und legt ein Kissen unter den Kopf des Patienten. „Die Gedanken schossen durch meinen Kopf. Ich wusste sofort, was ich tun muss“ meint Sandra später. „Wir nehmen ja auch an 1.-Hilfe-Kursen teil. Das sitzt ja hier oben drin. Und es war ja nicht das erste Mal, dass ich Wiederbelebung gemacht habe. Jeder Fall ist natürlich anders.“ Der Rettungsdienst trifft ein. „Der Notarzt hat Sandra sehr gelobt“ wirft die Ehefrau ein. Sandra hat alles richtig gemacht. Das erleben die Rettungskräfte selten. Sie bringen W. in die Notaufnahme ins Klinikum, wo er bis zum September stationär aufgenommen wird. Ein Reha-Aufenthalt folgt.

Jetzt ist der alte Mann wieder in seinem Zuhause und wird durch die Sozialstation Greifswald der Diakonie-Pflegedienst gGmbH betreut.

Heute ist Sandra wieder da und versorgt ihn. Sie hat ihm das Leben gerettet und erinnert sich: „Ich habe einfach nur gedacht, ich muss es schaffen, dass er wieder lebt.“ Mit vollem Körpereinsatz hat sie Erste-Hilfe geleistet. „Ich habe Muskelkater gehabt und meine Knie waren blitzeblau“ sagt sie lächelnd.

Wie handelt man in Notsituation richtig? Worauf kommt es an? „Ich sage dann immer, das Schlimmste ist, wenn man nicht hilft. Man kann nichts falsch machen. Wenn man in dieser Situation nur die stabile Seitenlage gemacht hätte oder, was jeder wissen müsste, Vitalzeichenkontrolle vornehmen: Puls fühlen, Blutdruck, Augenreaktion, die Atemwege frei machen.“

Sandra sieht man es an, dass ihr die Arbeit trotz aller Strapazen Spaß macht. „Man kann sich nicht vorstellen, was wir über Jahre zu den Klienten aufbauen. Man kriegt so viel Anerkennung. Nein, das kann sich keiner vorstellen. Soviel Dankbarkeit.“ Die gelernte Krankenschwester arbeitet seit acht Jahren beim Diakonie-Pflegedienst, ist mit Leib und Seele dabei und so ist es nicht verwunderlich, dass sie sich abends nach Feierabend erkundigt, wie es ihrem Patienten geht. „Er ist wach. Er redet. Ja, das war Sekundensache“, antwortet dankbar die Ehefrau. „Ich habe eine sehr gute und langwierige Beziehung zur Sozialstation, weil meine Mutter schon zwölf Jahre vom Diakonie-Pflegedienst gepflegt wurde. Von den Kassen bekam ich auch Angebote, aber die habe ich gar nicht durchgelesen.“ Sandra hat sie besonders ins Herz geschlossen. „Vom Medizinischen, von der Umsicht und vom Handeln her ist Sandra vorbildlich.

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