Über ernten und danken

von Redaktion Diakonie

Liebe Leserin! Lieber Leser!
Gut! Reden wir über Ernten und Danken. Was wird dieses Jahr in Fass und Scheune und auf dem Konto sein? Wird man einen guten Preis mit seinen Produkten machen können, wird man zufrieden sein oder Subventionen beantragen müssen? Von all´ den Sorgen der Bauern wollen wir gar nichts wissen. Frisch muss das Obst sein. Es sollte keine Druckstellen haben und es muss in der Nähe angebaut sein, Bioqualität haben und möglichst ohne energetische Aufwendungen gewachsen sein. Und das Fleisch sollte bitte ohne Schmerzen wachsen, ohne Antibiotika, ohne Selektion der Geschlechter und wohl müssen sich die Pflanzen und Tiere fühlen.
So scheint der Großteil der Konsumenten zu denken.
Liegt es daran, dass beim Essen und Trinken alle mitreden können oder ist das vielleicht auch nur eine durch den Großhandel selbst inszenierte Kampagne? Es ist schwer herauszufinden, wofür wir denn nun danken sollen. Für das frische Gemüse aus Spanien, genauso wie für das aus MacPom, für das Entrecôte von einer deutschen Färse, aber für das brasilianische nicht, weil dafür die Regenwälder gerodet werden?
Wie ihr es wollt, blökt der Agrar- Industriekomplex und streicht die Subventionen ein, damit er nicht leiden muss unter diesem Druck der Endverbraucher.
Es fragt sich nur, spricht der Produzent das alles mit seinem Herrgott jeden Sonntag im Gottesdienst ab oder hat das alles gar nichts mehr mit dem zu tun, was wir aus den Gleichnissen der Evangelien kennen? Können wir es uns leisten, in zwei Reiche zu trennen? In dem einen darf ich pfuschen, falsch etikettieren und den Tierarzt bestechen, denn es ist ja keine bleibende Stadt¹ hier, in der kann ich so richtig herumsauen und die Natur vergewaltigen. Und in dem anderen, im Himmelreich, da wird dann alles schön hergerichtet sein.
Bevor nun die Ordinierten schwadronieren und sich brüskieren, was denn das für eine Theologie sei, sage ich Euch: Gehet hin in die Schülerspeisung der Grund,- und Regionalschulen oder der Gymnasien in Stralsund, Grimmen, Saßnitz, Bad Sülze, Franzburg, Velgast und Altenpleen und schaut in die Speisenabfallbehälter. Dort ist keine Dankbarkeit drin. Wer Wurzelgemüse nicht kennt und auf Kohlgemüse verzichtet, braucht sich um das Erntedankfest keine Gedanken mehr zu machen.
Wenn wir denken, wir haben den Freibrief für die Ausbeutung der natürlichen Ressourcen, weil das der liebe Gott so wollte, weil es in Genesis 1.28 so
geschrieben steht „… füllt die Erde und unterwerft sie und waltet über ´… alle Tiere, die auf der Erde kriechen“, dann irren wir. Dieser Deal stammt weder von Gott noch von der Natur. Das ist die Idee eines Unwissenden oder eines Narzissten. Im Grunde genommen ist diese Tradition des Erntedankfestes Gotteslästerung. Denn das DANKE ist nicht ehrlich und aufrichtig. Es ging uns immer nur um uns. Auf die Tiere und die Wälder wurden wir erst aufmerksam, als sie von uns gingen oder nicht mehr auf ihren Beinen stehen konnten, nicht des Leidens wegen, sondern wegen der Fleischqualität. Energiewende, Ernährungswende … Wenn wir die geschafft haben, treffen wir uns in St. Nikolai und danken Gott auf den Knien, dass der Kelch noch einmal an uns vorbeigegangen ist. Aber erst dann!

¹Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir. Hebräer 13,14

Vielen Dank für diesen Gastbeitrag von Lutz Richter, SDZ Stralsund

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